Der Hype um Microservices ist fataler als Sie denken
In den letzten Jahren hat der Hype um Microservice-Architekturen die Softwareentwicklungslandschaft erobert. Aber was, wenn all das nur heiße Luft ist? Was, wenn Microservices mehr Probleme verursachen als lösen? Es ist an der Zeit, die Realität hinter dem Hype zu erkennen.
Warum Microservices oft scheitern
Microservices werden oft als die Zukunft der Softwareentwicklung gefeiert, doch in der Praxis führen sie viel zu häufig zu Chaos und Missverständnissen. Was anfänglich nach einer flexiblen und skalierbaren Lösung aussieht, entpuppt sich schnell als unüberschaubares System aus unzähligen Kleinstlösungen, die in unterschiedlichen Teams ohne klare Abstraktion entstehen.
- Es wird häufig nicht abstrahiert: Was als einzelne, eigenständige Microservices gedacht war, entwickelt sich schnell zu einer Sammlung von Einzellösungen, die nicht miteinander kommunizieren können. Jeder Service hat seine eigenen Eigenheiten, und ohne eine durchdachte Architektur geraten die Teams in die Falle von Workaround auf Workaround. Fehler werden nicht zentral behoben, sondern an verschiedenen Stellen für verschiedene Services umgangen, was das System immer anfälliger für Probleme macht.
- Teams sind unstrukturiert: Wenn Microservices nicht richtig strukturiert sind, kann es zu Kommunikationsbarrieren zwischen den Teams kommen. Jeder Entwickler hat seine eigene Interpretation davon, wie ein Service funktionieren sollte. Die Auswirkungen? Ein System, das weder wartbar noch nachvollziehbar ist und das bei jeder Änderung in einem Teilbereich des Systems unvorhergesehene Kettenreaktionen auslöst.
Die fatalen Missverständnisse von Microservices
Viele Unternehmen greifen zu Microservices, weil sie glauben, diese seien die Lösung für ihre Probleme. Doch was sie nicht wissen: Microservices sind nicht die Lösung, sondern ein weiteres Risiko, das im Detail betrachtet werden muss.
- Schritt 1: Asynchronität und Verkomplizierung: Sobald Services nicht mehr in derselben VM laufen, entstehen unweigerlich Latenzprobleme. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Viel gravierender ist die massive Verkomplizierung der Softwareentwicklung. Verteilte Systeme erfordern nicht nur neue Architekturen, sondern auch ein ganz neues Mindset: Retry-Strategien, Eventual Consistency, verteilte Transaktionen – das alles ist komplex, fehleranfällig und häufig völlig überdimensioniert für das, was eigentlich gebraucht wird.
- Schritt 2: Die Angst vor Abstraktion: Viele Entwickler scheuen sich davor, mit höheren Abstraktionsmodellen zu arbeiten, weil sie fürchten, ihre Freiheit zu verlieren. Doch was sie als Freiheit empfinden, ist in Wirklichkeit oft Wildwuchs. Der Mittelweg wäre ein gemeinsamer Baukasten – eine strukturierte, erweiterbare Basis, auf der Teams gemeinsam aufbauen können, ohne sich gegenseitig zu blockieren oder das Rad ständig neu zu erfinden.
Ein Vorschlag: Modularität durch ein internes Baukastensystem
Anstatt sich kopflos in Microservice-Architekturen zu stürzen, könnte ein modulares Baukastensystem eine überlegenswerte Alternative sein. Die Idee: Ein stabiles Basissystem ohne inhaltliche Fachlogik, das zur Laufzeit durch Plugins erweitert werden kann. Jedes Plugin ist versionierbar, definiert seine Abhängigkeiten und kann eigene Libraries nutzen – oder gemeinsame Bibliotheken mit anderen Teams teilen. So entsteht ein System, das strukturiert, skalierbar und wartbar bleibt – aber ohne den Overhead und die Komplexität einer Microservice-Landschaft.
Dieser Ansatz gibt Entwicklern Werkzeuge an die Hand, statt sie durch Infrastruktur und Kommunikationsprotokolle zu fesseln. Er ermöglicht produktives Arbeiten, Wiederverwendbarkeit und eine stabile technische Basis, auf der echte Innovation stattfinden kann – ohne dass jede Änderung zum Architekturproblem wird.
Worauf wartest du noch? Bist du bereit, dich von der Illusion zu verabschieden, dass Microservices die Antwort auf alles sind? Denk neu. Denk modular. Denk pragmatisch. Du willst ein ERP-System, das zu dir passt – nicht eines, das dich in den Wahnsinn treibt.